Monika's BLOG

Rund um die Themen Selbstwert, Selbstfürsorge, Stressbewältigung und Achtsamkeit.

Inner Game

inner game
Veröffentlicht am 24. Juni 2021

Das eigene Fühlen, Denken und Handeln steuern...

...wie wäre das? Auf Neu-Deutsch heisst es auch: sein INNER GAME gewinnen.

„Selbstführung heißt sein Fühlen, Denken und Handeln zielorientiert zu steuern, absichtsvoll zu verändern, wirkungsvoll zu kontrollieren und wertebezogen weiterzuentwickeln.“ 

Günter F. Müller (Arbeitspsychologe)


Unsere Reaktionen in Stress-Situationen oder Konflikten mit Kollegen entstehen nicht einfach so aus dem Nichts. Fühlen, Denken und Handeln lassen sich selbstverständlich nicht von einander trennen.

Ich finde es so verständlich ausgedrückt:

  • Das Fühlen bestimmt das Handeln
  • Das Handeln bestimmt das Fühlen

Wie entsteht dieser Kreislauf?

Wie wir fühlen bzw. handeln entsteht aus Lernprozessen. Denn Gefühle sind gelernte Reaktionen auf bestimmte Situationen aus der Kindheit. Sie sind so verinnerlicht, dass sie nebenher und weitgehend unbewusst ablaufen.

Vielleicht kennst du es auch als „unbestimmte Schwingung oder Stimmung“ – das Gefühl, morgens mit dem richtigen oder falschen Fuß aufgestanden zu sein, ohne es näher greifen zu können. Bist du gut gelaunt und mit dem „richtigen Fuß aufgestanden“, wird dein Tag mit Sicherheit ziemlich positiv oder gar großartig verlaufen. Während es im gegenteiligen Fall so ist, dass du schon beim Aufstehen das Gefühl hattest, der Tag kann nichts werden, weil du „mit dem falschen Fuß aufgestanden bist“. Ohne es richtig greifen zu können.

Praxisbeispiel "Chef bestellt dich ins Büro":

Vielleicht kennst du auch eine Situation wie diese: du sitzt im Büro, dein Chef macht die Tür auf und sagt in barschem Ton: „Frau Schmitz, um 9 Uhr in meinem Büro!“ Ohne Erklärung. Du weißt nicht, worum es geht. Was läuft jetzt als Kopfkino bei dir ab? Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass ich so eine Situation auch schon hatte – und hin und her überlegt habe, was ich falsch gemacht haben könnte, wo es einen Fehler gab. Bis mir klar wurde: der Stress sitzt zwischen meinen Ohren… danach wurde ich ziemlich gelassen und bin sehr ruhig in den Termin gegangen.

Das ist eine ganz normale Reaktion – schlechte Laune, ein barscher Ton vom Chef bringt dich bzw. Mitarbeiter ins Grübeln: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ „Was hätte ich anders oder besser machen müssen?“ „Ist er/ sie mit meiner Leistung nicht zufrieden?“ bis hin zum Gedanken „Was hat er/ sie gegen mich?“

Das betrifft übrigens nicht nur das Verhalten von Vorgesetzten – auch Kollegen untereinander habe diese Mechanismen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich einmal in einem 6-Raum-Büro gesessen habe:

Praxisbeispiel: "Eiseskälte"

 Das komplette Büro hat morgens gewartet, bis eine bestimmte Person kam – war sie gut drauf, war es ein tolles, unbeschwertes arbeiten. War sie nicht gut drauf, verkniffener Mund, barsches „Morgen“ und gefühlte „Eiseskälte“ (kennst du so jemand auch?) – und alle Kollegen haben darauf geachtet, bloß nichts falsch zu machen, nichts Falsches zu sagen (ja, wirklich ohne Ausnahme alle!). Irre, oder? Anstatt die schlechte Laune da zu lassen, wo sie hingehörte: bei ihr. Das kann eine ganz schön emotionale und psychische Belastung sein.

„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ – Dieses Zitat von Friedrich von Schiller aus Wilhelm Tell ist aktueller denn je und passt hervorragend zum Thema.

Mir wird immer wieder zurückgespiegelt, dass genau das, nämlich Konflikte im Job, der Hauptauslöser für Stress sind und somit DER Gelassenheitskiller Nummer 1.

Wie negativer Stress bzw. Emotionen entstehen

Es ist leider so, dass der ganze negative Stress, der dich aus der Gelassenheit bringt, durch deine Gedanken entsteht, die sich verselbständigen. Es kommt zum absolut kontraproduktiven Grübeln. Wenn du dich jedoch selbst kennst und damit auch deine Gedanken selbst führst, kannst du verhindern, dass du in Stress gerätst.

Wo ist das Geheimnis?

Das Geheimnis liegt also darin, diese schlechte Laune, diese negativen Emotionen, nicht an sich heranzulassen – sie abperlen zu lassen und nicht anzunehmen. So, wie die Lotusblüte negative Einflüsse von außen nicht an sich heranlässt. Hier kannst du gern noch einmal den Lotuseffekt nachlesen:

Lotusprinzip

Also ganz klar: die schädlichen Einflüsse von außen, negative Emotionen von Kollegen oder Vorgesetzten haben nichts mit dir zu tun! Sondern nur mit deinem Gegenüber.

Ich gebe zu, damit umzugehen ist leichter gesagt als getan. Denn in diesen Momenten fühlst du dich persönlich angegriffen. Eine

Möglichkeit der „Ersten-Hilfe“ sind Bewältigungsmechanismen,

die sogenannten Coping-Strategien. Dabei geht es darum, den auslösenden Stressreiz bzw. Stressfaktor zu erkennen und dich aus dem Zustand der gefühlten Hilflosigkeit in einen kontrollierbaren und handhabbaren Zustand zu versetzen.

Mögliche Coping-Strategien können sein:

  • In erster Linie Atmen – für mich DIE Strategie für fast jede Lebenslage!, weswegen es dazu ein einen eigenen Blogartikel gibt.
  • Alle Gedanken, die dir eine Umdeutung der Situation erlauben (halb so wild/ wird schon nicht so schlimm / es könnte schlimmer kommen/ was soll mir da schon passieren/ es ist, wie es ist)
  • Entspannungsverfahren wie zum Beispiel die Progressive Muskelentspannung – diese kannst du jederzeit und in jeder Situation anwenden und damit Anspannung abbauen und mentalen Druck nach außen leiten
  • Autogenes Training – Fokussierung auf dich selbst, eine ebenfalls sehr hilfreiche mentale Technik
  • Autosuggestion – erhöhe deine Selbstwirksamkeit, indem du dir selbst Zuversicht und Selbstvertrauen suggerierst
  • Mental – aber bitte wirklich nur mental! – die Situation ins Lächerliche ziehen

Vorteile der Copingstrategien:

  • Sie sind schnell und jederzeit anwendbar.
  • Du wirst rasch ruhiger und bist so wieder handlungsfähig.
  • Regelmässige Übung und Anwendung führt zu einem Automatismus – du kannst sie jederzeit abrufen.
  • Sie vereinfachen die Komplexität der Welt und deines Umfelds.

Nachteile der Copingstrategien:

  • Sie sind Kosmetik – die Ursache ist noch da, wird aber quasi "überschminkt" oder mit Farbe überstrichen bzw. getüncht
  • Du lügst dir damit gern selbst in die eigene Tasche (ist doch halb so wild)
  • Sie wirken nicht nachhaltig
  • Die Welt ist leider nicht immer so einfach...

Fazit:

Bewältigungsstrategien sind gut und es ist wichtig, einige davon im Repertoire zu haben. Sie sollten aber nur als Notfall-Inventar bzw. Erste-Hilfe-Maßnahme betrachtet und mittel- bzw. langfristig durch nachhaltigere Strategien abgelöst werden. Denn diese Coping-Strategien allein führen nicht zu echter und tiefer Gelassenheit.

Wie kannst du nun echte und tiefe Gelassenheit nachhaltig erreichen?

Es läuft immer wieder darauf hinaus: Du kannst dein Umfeld nur verändern, wenn du selbst etwas veränderst. Dazu gehören

  • Analyse, was konkret der Auslöser für dein Unbehagen, deinen Ärger, deine Enttäuschung ist.
  • Was wird in deinem Inneren gerade für ein Verhaltensmuster aktiviert?
  • Was versuchst du zu kompensieren?
  • Entwicklung von Reaktionsmöglichkeiten im Repertoire.

Das alles kann gelingen durch die Kenntnis deiner inneren Prozesse, deines sogenannten INNER GAME. Es ist ein Prozess bzw. ein Weg, der zwar nicht von heute auf morgen funktioniert. Denn dafür braucht es sowohl Konsequenz als auch Wille.

Doch es ist ein nachhaltiger Weg zu innerer Stabilität und dahin, die Herausforderungen des Lebens und Stress mit Leichtigkeit und Gelassenheit bewältigen zu können.

Auch hier gibt es Vor- und Nachteile:

Nachteil ist, dass

  •  es etwas Zeit und den Willen zur Selbstreflexion braucht.
  • die darunterliegenden Muster nicht immer leicht erkennbar sind.
  • du die typischen Stress-Auslösesituationen brauchst, ohne spontan reagieren zu müssen.
  • alte, vielleicht auch liebgewonnene Gewohnheiten auf die aktuelle Tauglichkeit überprüft werden.

Doch welch‘ ein Gewinn kann entstehen:

  • Du lernst dich selbst ziemlich gut kennen.
  • Du kennst deine wiederkehrenden Muster und kannst diese nach und nach auflösen und verändern.
  • Du übernimmst Selbstverantwortung für dich und deine Entscheidungen.
  • Andere haben nicht die Macht über deine Gefühle und Reaktionen – DU SELBST hast die Zügel in der Hand!
  • Du entscheidest bewusst, ob die Emotion bzw. Reaktion angemessen ist oder eher eine alternative Emotion bzw. Reaktion.


  1. Hallo Monika,
    was für ein schöner Artikel. Deine Situationsbeschreibung erinnerte mich an meine erste Arbeit, wo ich morgens immer durch das Büro anderer Kollegen musste und dort schon zeitig eine Kollegin hauptberuflich „Jammerlappen“ saß. Obwohl es bereits 26 Jahre her ist, kann ich mich noch wie gestern erinnern, wenn ich in Schildkrötenmanier – mit eingezogenem Kopf und angehaltenem Atem – mit einem raschen „Guten Morgen“ durch dieses Büro flitzte. 😂

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Wer schreibt hier eigentlich?

Ich bin Monika Neuwinger, Heilpraktikerin (Psychotherapie) und deine Expertin zu den Themen Selbstwertstärkung sowie Stressbewältigung und Veränderungsprozesse. 


Manche sagen auch liebevoll über mich "Erste-Hilfe-Leisterin" bei stressigen (Job-)Situationen und "ReAnimateurin" bei Rückfällen in alte Verhaltensmuster.


Mehr zu mir, meiner Praxis und meiner Arbeit findest du auf meiner "Über Mich"-Seite.

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