Träumst du noch - oder lebst du schon?
Warum eigentlich sagen wir Dinge wie "träumst du noch - oder lebst du schon" - oder ähnliche Sprüche? Wenn wir so zurückblicken kommt manchmal Wehmut auf: hätte ich doch damals anders gehandelt... wenn ich mich damals nur anders entschieden hätte... Auch wenn wir in die Zukunft blicken, malen wir uns häufig ein anderes Leben aus als das, welches wir leben. Sicherlich kennst du auch den Spruch "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum" von Tommaso Campanella. Doch wie realistisch ist das eigentlich? Und ist ein anderes Leben wirklich immer besser?
Gela Löhr vom Onlinemagazin Lemondays, dem inspirierenden Onlinemagazin für Frauen in den Wechseljahren, hat zu einer Blogparade mit dem schönen Thema „Das Leben träumen oder den Traum leben“ aufgerufen.
Frisch aus dem Urlaub von Kreta zurück, hüpfe ich noch mit meinem Blogartikel dazu - Kreta, für viele ein Sehnsuchtsort. Ein Zitat besagt auch:
"... bringt, bringt mich nach Kreta - und fragt nicht nach dem Warum" Odysseas Elytis
Ich finde, passt das ganz gut zum Thema dieser Blogparade - und so habe ich mich kurzfristig noch zu meinem Beitrag entschlossen und meinen Beitrag zu einer anderen Blogparade von Sandra Liane Braun zu der Blogparade „Was will ich wirklich vom Leben? Mein schönes Leben“ aus dem letzten Jahr etwas verändert hier nochmal aufgegriffen. Denn auch ich habe hier meine ganz eigene Geschichte.
Doch langsam... beginnen wir bei mir vor 25 Jahren:

Sehnsüchte
Ich erinnere mich noch, wie ich vor ca. 25 Jahren das erste Mal meinen Fuß auf diese Insel setzte. Man sagt häufig über Kreta: Entweder ist es Liebe auf den ersten Blick und für immer – oder gar nicht. Nun, wen wundert es nach dieser Einleitung … bei mir war es Ersteres.
Für viele Menschen steht Kreta auch stellvertretend für Sehnsüchte. Ich erlebe das immer wieder in Gesprächen mit Menschen, die wir dort kennenlernen - und auch mir ging es so, damals, in meinem alten Leben, wo ich mir immer lebhafter ausmalte, wie schön es wäre, für immer dort zu sein. Dort unbeschwert zu arbeiten, zu leben.
Erkenntnisse
Warum ich letzten Endes nicht nach Kreta ging?
Nun … Schon damals waren die Grundstückspreise aus meiner Sicht utopisch. Hinzu kamen viele persönliche Gespräche, die ich auf Kreta geführt hatte.
Zum Beispiel mit meiner Vermieterin Dina, mit der mich über lange Jahre ein herzliches Verhältnis verband. Sie war in Athen geboren, ging für viele Jahre mit ihrem Mann nach Kanada - und irgendwann kehrten sie wegen der Familie nach Kreta zurück. Obwohl Dina bereits über 20 Jahre auf Kreta lebte, ihr Mann Kreter war - war sie doch immer die Zugezogene. Im Winter fühlte sie sich oft einsam, vermisste das gesellschaftliche Leben, das im Sommer stattfindet. Alles war geschlossen, öffentlicher Nahverkehr so gut wie eingestellt. Kaum Restaurants geöffnet und wenn, dann meist nur am Wochenende. Da muss man sich selbst genug sein.
In diesem und vielen weiteren Gesprächen wurde mir bewusst, dass hinter der wunderbaren Urlaubsstimmung genauso Schatten ist neben der Sonne wie in Deutschland oder irgendwo anders auf dieser Welt. Wie einsam es in den Wintern ist, wenn nur noch die Einheimischen dort sind. Dass man aufs Auto angewiesen ist, weil der öffentliche Nahverkehr nur noch das Nötigste abdeckt. Dass man – ähnlich wie in jedem anderen Dorf der Welt – immer ‚die Zugereiste‘ – oder wie man in Köln auch sagt, der ‚Immi(grant)‘ – bleibt. Selbst als Grieche vom Festland. Dass man viel mehr für viel weniger Geld arbeiten muss. Und das schon vor der großen Griechenland-Krise.
Entscheidungen
Meine bewusste Entscheidung war gefallen: Kreta bleibt ein Urlaubsziel, aber wird nicht mein neues Zuhause. Das war übrigens keine reine Vernunft-Entscheidung.
Manchmal werden aus Träumen Ziele, die uns antreiben können. Manche Träume werden wohl niemals in Erfüllung gehen. Trotzdem ist es schön, davon zu träumen - während wir andere Träume und Sehnsüchte umsetzen. Letzten Endes geht es auch darum, sich zu überlegen: Was ist es, was ich wirklich will? Dazu gehört bei lebensverändernden Entscheidungen auch, verschiedene Blickwinkel zu betrachten. Und dann zu entscheiden: Ok, ich nehme die Konsequenzen in Kauf, höre auf mein Bauchgefühl und tue es. Oder eben andersherum.
In der Verhaltenstherapie würde man ‚Kosten-Nutzen-Analyse‘ dazu sagen: Alle Punkte auf den Tisch legen. Überlegen, ob ich bereit bin, den Preis zu zahlen. Den Preis, den eine Veränderung mit sich bringt. Oder den Preis, wenn es so bleibt, wie es ist. Und eine bewusste Entscheidung treffen. Aber diese Sichtweise kannte ich damals noch nicht.

Das Leben ’neu erfinden‘ – und Mut
Es kamen noch einige Jahre, wo ich mich wirklich von Urlaub zu Urlaub gehangelt habe. Irgendwann hatte ich dann meinen Moment, das AHA-Erlebnis: Meine Heimat ist überall … überall dort, wo ich mich wohlfühle. Überall auf der Welt kann es sein, solange ich mit mir im Reinen bin. Damit kann ich – muss aber nicht – in die Ferne schweifen, auf eine Gelegenheit warten, die vielleicht niemals kommt. Ich erkannte, dass ich mein Leben in Deutschland ebenso wie woanders ‚neu erfinden‘ kann - meine Träume verwirklichen, wenn ich das wirklich möchte.
Schon lange beschäftigte ich mich mit den Zusammenhängen zwischen Körper, Geist und Seele. Seelisches Gleichgewicht und eine innere Balance sind wichtig für unser Wohlbefinden. Ist das nicht vorhanden, kommt die Seele ins Ungleichgewicht – und reagiert teils auch mit körperlichen Symptomen (z. B. Bluthochdruck, Neurodermitis, Magen-Darm etc). Und so verfolgte ich neben meinem kaufmännischen Job eine Idee: Warum beschäftige ich mich nicht näher damit – und biete dann in dieser Richtung etwas an? Aus- und Weiterbildungen folgten.
Die erforderliche Zeit für mein Lernpensum war keine Belastung – wohl, weil ich es unbedingt wollte, eine Vision mich antrieb und weiter antreibt. Die Zulassungsprüfung zur Heilpraktikerin (Psychotherapie) erforderte Mut. Und es war Mut erforderlich, um kurz danach meine Praxis zu eröffnen. Für mich erfordert es übrigens auch Mut, online sichtbar zu sein.
Ja - du liest richtig: Träume umsetzen erfordert auch Mut.
Inzwischen darf ich seit 2015 mehrere Leben leben…
… in meiner Praxis als Heilpraktikerin für Psychotherapie zeige ich Menschen, insbesondere Frauen, Optionen zum Umgang mit Stress und Veränderungen auf. Meine Philosophie in der Zusammenarbeit: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Gemeinsam hinschauen, woher eine ‚Ent-Täuschung‘ kommt, was die wirklichen Stress-Auslöser sind und welche Hilfsmittel für den Umgang damit sinnvoll sind, die sie immer wieder selbst anwenden können.
… den kaufmännischen Beruf, den ich weiterhin gerne ausübe, weil mein Tätigkeitsgebiet vielseitig und interessant ist.
… mein Privatleben mit vielfältigen Interessen und persönlichen Beziehungen.
Oft werde ich gefragt, wie ich das alles hinbekomme. Und ja … manchmal komme ich an meine Grenze. Doch ich erkenne sie rechtzeitig und kann gegensteuern. Denn es geht nicht darum, Stress komplett zu vermeiden. Der Mensch ist dafür geschaffen, sich stetig weiterzuentwickeln. Gesunder Stress macht uns leistungsfähig und kreativ – wichtig ist dabei die Balance von Anspannung und Entspannung. Nur das ‚viel zu viel Stress’, der Dauerstress, ist ungesund. Deswegen kann ich meinen Patient:innen und Klient:innen auch gut vermitteln, dass Stress, Veränderungen und auch damit zusammenhängende Ängste zum Leben dazugehören – und ein anderer, gesunder Umgang damit möglich ist.
Auch meine Familie wundert sich manchmal, woher ich meine positive Energie, meinen unerschütterlichen Optimismus hernehme. Die Erklärung meines Mannes dazu finde ich sehr schön: Monika, Du hast alles Positive, das Dein Umfeld nicht aufnehmen konnte, aufgesogen .
Was ich mir für dich wünsche:
Du hast die Zügel für dein Leben selbst in der Hand. Du allein hast Macht über Deine Gedanken und Entscheidungen. Sonst niemand.
Du selbst entscheidest, ob du dein Leben träumst und deine Träume einfach so geniesst - oder deinen Traum lebst.
Ich wünsche mir für dich, dass du in dich hineinhören kannst, was du wirklich möchtest - und nicht, was andere Menschen sich für dich vorstellen
Schreib mir!
Ich bin neugierig
Wer bist Du, die/der bis hierher gelesen hast? Welche Entscheidung hast du für dich getroffen, welchen Traum verwirklicht?
↓ Ich freue mich auf einen Kommentar von Dir ↓
P. S. Es gibt so viele wunderbare Artikel in der Blogparade... zum Beispiel den von Annette Schade, die ihren Traum in einem Sabbatjahr verwirklicht - oder von Doro Staub, der ich gerne auch auf Instagram folge und einen Ausstieg gewagt hat. Irene Fellner gibt tolle Anregungen, wie frau Träume verwirklichen kann - oder Sylvana Kuhl, deren Traum nicht Kreta, sondern ein eigener Hof war. Und überhaupt... schau' am besten selbst mal vorbei, was alles so zusammengekommen ist.